SCHAFWOLLE
Neolithikum-Bronzezeit-Eisenzeit
In diesem Zeitraum etablierten sich Schaf und Schafwolle im menschlichen Lebensumfeld.
Die Domestikation der Tiere erfolgte um ca. 9.000 v. Chr. im heutigen nordöstlichen Irak, ursprünglich als Fleisch und Fell Lieferanten. Mit den Wanderungsbewegungen der ersten Bauern breitete sich die Schafhaltung über die Ägäis, Südosteuropa und das Karpatenbecken bis 5.500 v. Chr. nach Mitteleuropa aus. Eine andere Route führte über das Mittelmeer in die südwestlichen Regionen Europas.
Die Mufflons auf Korsika und Sardinien gehören zu den ältesten Schafrassen.
Sie stammen von verwilderten Individuen der frühen neolithischen Schafe ab.
In der Alpenregion ist die Schafhaltung ab ca. 4000 v. Chr. nachgewiesen.
Zu dieser Zeit bestanden Herden noch aus wenigen Tieren.
Es gibt Funde von Spinnwirteln aus dem Neolithikum. Ob sie jedoch zum Verspinnen von Wollfasern eingesetzt wurden, ist fraglich, denn von der Steinzeit bis weit in die Bronzezeit hinein wurden zur Herstellung von Textilien hauptsächlich Pflanzenfasern verarbeitet.
Es ist ungewiß, ab wann die Wolle der Schafe dazu benutzt wurde.
Mit zwei Vliestypen, ein haariges, mittleres, den ersten domestizierten Schafen ähnliches und einem eher wolligen Haarkleid, ist das Soay Schaf auf den britischen Inseln die älteste Rasse und dem bronzezeitlichen Schaf am nächsten verwandt.
Auch nach der Domestikation hat es den Hang zur 'Mauser' behalten.
Ohne Hilfe durch den Menschen ist es in der Lage sich selber von den Haaren zu befreien. Dies geschieht im Frühjahr und Frühsommer. Die Tiere reiben sich an Hecken und Bäumen streifen daran nach und nach ihr altes Haarkleid ab.
Der normale Vorgang der Wollernte durch den Menschen besteht darin, Wolle aus dem Vlies des lebenden Schafes heraus zu zupfen.
Der Vorteil des 'Pflückens' ist, daß hauptsächlich die feineren Fasern geerntet werden, denn die Deckhaare fallen nicht vor dem Herbst aus.
Der Nachteil dieser Methode ist nach neueren Maßstäben eine gewisse Unwirtschaftlichkeit.
Filzen ist als Textiltechnik seit der Bronzezeit belegt.
Ab 600 v. Chr. wurden vermehrt Wolltextilien verwendet.
Den entwickelten neuen Vliestypen der Eisenzeit mit seinem erweiterten Spielraum an Fasern und Farben zeigt das Orkney Schaf beispielhaft. Ab dieser Epoche dominierten nun mischwollige Schafe. Durch Auslese und Zucht hatten sich Eigenschaften wie ein dichtes Vlies mit längeren Fasern
herausgebildet.
Im Alpenraum dokumentieren Eisenscheren zur Schafschur in Männergräbern eine enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung, denn die Schur wurde nun Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg.
Und eine weitere Veränderung im Aussehen des Schafes hatte der Mensch bewirkt:
Das Vlies verlor seine natürlichen Farben, die von allen möglichen
Braunschattierungen bis zum Anthrazit reichten und wurde Weiß.
Damit war es nun möglich, Schafwolle zu färben.
Theoretisch hat die Suche nach dem roten Faden hier ihr Ende gefunden...
Zusammengetragene Fakten
5.500 v. Chr. Ankunft von domestizierten Schafen in Mitteleuropa
3.650 v. Chr. Auftreten des Wollschafes ( aber wo genau?)
3.600 v. Chr. Wollgewebe in Israel
Eindeutige Wollgewebe aus dem Altneolithikum fehlen in Europa
2.900 v. Chr. Fund eines verkohlten Wollgewebes aus der Schweiz
2.500 v. Chr. Wollgewebe Unterteutschenthal / Eisenberg Grabhügel
jüngere Steinzeit Wollgewebe aus Latorf / Kreis Bernburg
2.000 v. Chr. Wollgewebe aus einem Baumsarg in Dänemark
1.900 v. Chr. Wollgewebe aus Rylston / East Yorkshire
1.500 v. Chr. Wollgewebe aus bronzezeitlichen Gräbern Dänemarks
10.-13. Jhd. v. Chr. Stück von der Wollhose eines Reiternomaden / China
800 v. Chr. Hallstattzeit Wollgewebe im Grab des Fürsten von Hochdorf
seit etwa 600 v. Chr. werden eiserne Scheren für die Schafschur benutzt.